08
Nov

Tipps & Tricks von einem Welsguide

Philipp Schröder ist ein Wels Guide aus Niedersachsen. Er sagt über sich selbst, dass das Thema Guiding an sich noch neu für Ihn ist, das erfolgreiche Angeln auf Wels aber keineswegs. Wir haben Philipp am Wasser besucht & ihm Löcher in den Bauch gefragt. Was macht einen guten Wels Angler aus? Wie fange ich als Einsteiger am besten an? Worauf ist zu achten bei Methoden, Ködern & Platzwahl? Und natürlich auch zu seinen Guidings. Diese und viele weitere Fragen bekommt Ihr im Folgenden beantwortet. Viel Spaß beim Lesen!

 

Über Philipp und seine Anglerdasein

Jonas:   Erzähl mal etwas über dich, Philipp. Wo kommst du denn her?

Philipp: Ja Moin, ich bin Philipp Schröder und komme aus dem Landkreis Diepholz. Beruflich bin ich Orthopädietechnik Meister und baue Beine und Arme für gehandicapte Menschen zusammen. In meiner Freizeit bin ich gerne draußen, ich geh gerne auf Jagd, geh gerne Angeln. Da hat mich in den letzten Jahren das Wels angeln sehr fasziniert, was ich jetzt auch sehr forciert habe. Das führe ich eigentlich auch die gesamten Wochenenden über das Jahr durch und das finde ich schon ziemlich geil (lacht).

Jonas:   Wie man hier schon sieht (das Interview fand an Philipps Spot statt) bist du ja ziemlich viel am Wasser, wie bist du denn überhaupt zum Angeln gekommen?

Philipp: Ja wie bin ich zum Angeln gekommen? Mein Papa angelt auch schon, wie ich, seit seiner Kindheit. Er hat mich, bzw. uns (Philipps Bruder der ebenfalls mit am Wasser war), als Kinder immer mitgenommen, sodass ich seit meiner Kindheit am Wasser bin. So bin ich über das Stippangeln, über gelegentliches Raubfischangeln schlussendlich zum Weslangeln gekommen. Und da bin ich aktuell kleben geblieben.

Jonas:   Sehr schön! Du bist ja quasi noch die Generation, die mit Angelmagazinen und Angel DVD’s aufgewachsen ist. Hattest Du da Vorbilder, die dich inspiriert haben?

Philipp: Wir haben damals so eine ganz alte VHS-Kassette gehabt, von Paul Cook, das ist ein Englischer Feeder Angler gewesen. Der hat noch diese alten großen VHS-Kassetten rausgebracht, die wir damals auf unserem alten Fernseher regelrecht verschlungen haben. Obwohl mich das Feeder angeln an sich nicht so dermaßen interessiert, war das schon eine Person, die gesagt hat: „Okay ich mache jetzt nur eine Sache, aber die mache ich richtig und alles andere blende ich aus, damit ich nur das eine mache und das vor allem richtig.“ Das ist ebenso ganz wichtig beim Wels angeln.

Jonas:   Sehr spannend. Und was war dein allererster Fisch? Kannst Du dich daran noch erinnern?

Philipp: Ach, keine Ahnung (schmunzelt). Das war irgendein Rotauge, irgendeine Brasse, da gibt’s jetzt aber für mich nichts Nennenswertes.

Jonas:   Hast Du denn eine Lieblingserinnerung beim Welsangeln? Vielleicht den größten Fisch den Du gefangen hast, oder den schönsten Tag, den du erlebt hast?

Philipp: JA! Also die geilste Erinnerung war echt mit meinen beiden besten Budddies, aus dem tiefsten Rheinland-pfälzischen. Es war so gewesen, dass wir zu dritt am Wasser waren. Wir hatten die geilste Session mit Glühwein und Mandarinen da drinnen und haben uns da abends echt gut einen gegeben. Wir kriegen den Biss auf meine Ruten, ich hatte damals noch ganz billige Rollen (lacht). Die keine Übersetzung hatten. Ich renn dieses Moselufer hoch. Die Kumpels haben von oben gerufen „heey, bring Pizza von Giovanni mit“ und als ich den Fisch drauf hatte, zog der mich genau die gesamte Böschung wieder runter. Als ich unten vor meinem Schlauchboot gekniet habe, ist mein Kumpel runtergekommen, hat sich ins Schlauchboot gesetzt und ist mit mir rückwärts den Fluss hochgefahren und hat zusammen mit mir den Fisch gedrillt. Das krasse an dieser ganzen Nummer war einfach, dass wir diesen Fisch gefangen haben. Mein Einzelhaken war komplett aufgebogen, weil wir rückwärts gegen die Strömung gefahren sind, wir den Fisch aus den Hecken gezogen haben, ihn gelandet haben, der auch noch 196cm hatte und eine Hasenscharte. Das heißt die obere Zahnplatte ist bis an die Nasenlöscher hochgewachsen. Das gab ein brutalst geiles Fängerfoto. Das war für mich nochmal so „Spritze in den Arm“ und da war das Kind geboren, dass ich mich dem Welsangeln verschreibe. Da ging einfach nichts mehr drüber! Die Gemeinschaft da am Bach, dieses Erlebnis dann mit den Jungs zu teilen, das war schon Liebe pur. Das war schon stramm.

Jonas:   Sehr geile Story. Das war ja in Deutschland an der Mosel, sagtest Du. Welche Stellen in Deutschland empfiehlst Du denn außerdem?

Philipp: Als Wels Angler redet man eigentlich wenige rüber den Spot. Zu eben besagter Stelle habe ich bereits gesagt, dass es das Großgewässersystem Mosel war. Aber allgemein redet man über Spots eher weniger.

Jonas:   Okay, dann mal außerhalb Deutschlands gesehen, was würdest Du da empfehlen, was sind Deine Erfahrungen, welche Urlaubsorte man zum Wels angeln anpeilen sollte?

Philipp: Also da muss ich ganz ehrlich zu sagen, es gibt viele tolle Länder. Ganz Europa bietet großartige Welse, aber fahrt nach Spanien oder Italien, wenn Ihr ganz easy Fische fangen wollt. Das ist einfach das Eldorado!

 

Techniken & Methoden zum Welsangeln

Jonas:   Kommen wir zu den Techniken und Methoden, die sowohl Anfänger als auf Fortgeschrittene verwenden können, um erfolgreich auf Wels zu angeln. Was würdest Du empfehlen, eher aktiv oder passiv zu angeln?

Philipp: Ich würde auf jeden empfehlen passiv zu starten. Ganz entspannte Sache, mit einem Grundblei, einer kleinen U-Pose und einem kleinen Wurmbündel, dass ein bisschen oberhalb des Grundes getragen wird. Das muss auch nicht viel sein. 20, 30 oder 40cm oberhalb des Grundes und keine große Action. Kein Schlauchboot, kein Motor, kein Echolot, braucht Ihr alles nicht um zu starten. Einfach die Rute über den Uferrand setzen und „tocken“, wo du harten Grund hast. Wenn der Grund gefunden wurde einfach die Rute ablegen und zurück zu deinem Sitzplatz führen. Man muss ein bisschen die Strömung lesen können und wissen, wo zieht der Wels lang. Nicht einfach irgendwo rausfeuern, da fliegen die meisten Würmer schon ab. Schon ein bisschen mit Bedacht seine Montage ablegen, das ist schon wichtig. Aber du braucht nicht direkt tausende von Euro im Bach versenken, um einen Fisch zu fangen.

Jonas: Guter Punkt. Das schließt wunderbar daran an, welches Equipment man sich als Einsteiger zulegen sollte, um den ersten Wels zu fangen. Brauche ich da großartig was neues, oder kann ich, wenn ich Spinnfischer bin, auch mit einer stärkeren Hechtrute losziehen?

Philipp: Ja, definitiv! Also wenn du Gewässer hast, wo du weißt, beispielsweise ich sitze am Rhein und fange direkt dicke Fische, solltest Du schon vernünftiges Tackle haben. Wenn Du aber an kleinen Moorgräben sitzt, an Grachten, oder an kleinen Entwässerungsflüssen, dann reicht einfach auch eine stärkere Hechtrute. Wenn Du mit Fischen bis 1,3m oder 1,4m rechnen kannst, reicht das allemal aus.

Jonas:   Was ist denn Dein TOP TIP an Einsteiger, um den allersten Fisch zu fangen?  Wäre das ein bestimmter Köder oder ähnliches?

Philipp: (sehr entschlossen) Nein! Angeln gehen! Draußen sein, angeln gehen, Erfahrungen machen und Zeit investieren. Ohne Zeit am Wasser, braucht Ihr Euch keine Gedanken machen. Wir Angeln auf die größte „Bitch“ (gemeint ist der Wels) im deutschen Süßwasser, wenn der nicht ausgesessen wird und nicht ans Band geangelt wird, dann habt Ihr da einfach nichts verloren.

Jonas:   Sehr spannend und klare Worte. Außerdem wäre es interessant zu wissen Wetter, Spot oder Köder, was ist am ausschlaggebendsten?

Philipp: Nur der Spot! Viele Leute haben in der Vergangenheit erzählt, du musst bei Gewitter losgehen und nur wenn der Luftdruck passt. Sie haben mir dadurch suggeriert, dass der Wels so schwer zu fangen ist, dass da alles Stimmen muss. Die Saturnmuster müssen alle passen, der Mond muss richtig stehen, die Hexen müssen in der Walpurgisnacht tanzen… das ist Quatsch! Ihr müsst Euch auf den Spot konzentrieren, wo der Wels frisst, die Wassertemperaturen müssen einigermaßen passen. Wenn Ihr den Köder vernünftig anbietet und das ganze vor allem über einen langen Zeitraum, ohne Verkrautung, ohne Dreck in der Rute, dann ist das eine nicht zu verkennende Nummer. Das sollte schon passen!

 

Philipp und seine Welsguidings

Jonas:   Vielen Dank für die Einblicke. Nun sind wir ja auch bei Catch A Guide und wollen mal zu Deinen Guidings kommen. Du bist passionierter Welsangler, in der Freizeit eben auch Guide, wie sehen deine Guidings typischerweise aus?

Philipp: Im Grunde kann ich da noch gar nicht so viel zu sagen, weil das für mich noch ziemliches Neuland ist. Ein Zelt und eine Liege kann ich zum Beispiel stellen. Dann fahren wir entweder zu einem Gewässer, wo wir mit dem Auto ranfahren können, oder wo wir mit dem Schlauchboot hinfahren können. Wenn Ihr ein Schlauchboot habt, super, bringt das gerne mit, wenn Ihr keins habt, angeln wir an einem Spot, an den wir mit dem Auto ranfahren können. Essen geht ganz klar auf meine Kappe. Ich esse nämlich definitiv gerne und gut am Wasser. Wir haben Zeit am Wasser, wenn die Ruten im Bach liegen und da kann man es sich auch mal gut gehen lassen. Soi sollte das denke ich auch sein. Ein paar Bierchen können wir auch gerne trinken, das ist natürlich immer super (lacht).

Jonas:   Wie sollten sich deine Gäste denn vorbereiten? Nimmst du generell nur Leute mit die schon etwas Erfahrung auf Wels haben, oder ist jeder aus jeder Ecke und jeglichem Angelbereich willkommen?

Philipp: Es zielt schon sowohl auf Anfänger als auch auf Fortgeschrittene ab. Ich bin selbst auch noch kein sogenannter „Profi“ und sage ich fahr überall nach Europa und dreh da die zwei Meter Bullen aus dem Bach, als gäb’s kein Morgen. Ich angle mich da, wie eigentlich jeder, natürlich auch noch ran. Deswegen denke ich es ist jeder herzlich willkommen, wenn er eben gerne draußen ist und sich dreckig macht. Ich brauch hier keine Conchita Wurst, die sich jedes Mal unter die Fingernägel guckt, weil wir hier echt in der Scheiße sitzen. Ihr seht es ja, wir haben gerade ein regenreiches Wochenende, wenn Ihr das nicht abkönnt, dann müsst Ihr weiter Rotaugen angeln (lacht).

Jonas:   Muss sich ein Gast denn anderweitig vorbereiten oder etwas mitbringen?

Philipp: Eins ist natürlich klar, wenn wir im Sommer angeln, brauchst du keinen Winteranzug. Wenn wir im Winter angeln, brauchst Du keine Badehose. Man sollte sich also den Wetterbedingungen entsprechend anziehen und sich anpassen. Ansonsten, wir essen abends vernünftig, (klopft sich auf den Bauch) sodass die Maschine immer schön betriebsbereit ist. Ihr braucht also nicht viel, nein.

Jonas:   Also wetterfeste Kleidung und gute Laune ist Pflicht, sehr schön. Reden wir doch mal über Fangquoten. Kannst Du aus deiner Erfahrung sagen, dass man jedes Mal einen Fisch fängt, oder ist man auch mal drei Tage am Wasser und hat einen Fisch dabei, oder auch mal gar nichts?

Philipp: Der Wels ist einer der am schwierigsten zu fangenden Fische im deutschen Süßwasser. Sodass es natürlich so ist, dass wir keine Fangquote errechnen können. Du gehst 10 Mal los und fängst gar nichts und Du gehst einmal los und fängst fünf Fische. Das ist dann eben gewässerabhängig und temperaturabhängig. Das sage ich zu jedem, die äußeren Gegebenheiten sind das Einzige, was zählt. Es zählt kein Haken, keine Rute, keine Rolle, nicht wie viele tausenden Euro Ihr am Bach stehen habt. Das Einige was zählt sind die äußeren Gegebenheiten, die müsst Ihr lesen können und dann fangen Wir Fische. Dann kann es selbstverständlich sein, wenn wir ein Guiding in vier Monaten buchen, dass wir scheiß Bedingungen haben und keinen Fisch fangen. Und deshalb sage ich: „Die beste Zeit, ist die Zeit, die Wir am Wasser verbringen.“

Philipps Guidings findet ihr natürlich auch auf unserer Plattform:

1. Welsangeln an der Hunter
2. Klopfen auf Wels
3. Welsguiding in Niedersachsen

 

Philipp’s Top’s & Flop‘s

Jonas:   Ein sehr passendes Schlusswort. Wir sind allerdings noch nicht ganz am Ende und haben noch etwas vorbereitet, ein kleines Spiel würde ich fast schon sagen: Top oder Flop. Wir haben einige Begriffe zum Thema Welsangeln rausgesucht und du sagst aus deiner Sicht ist das ein Top, oder ist das ein Flop.

Philipp: (lacht) Jetzt mache ich mir Freunde.

 

Wallerholz:                       TOP       „Der Shit!“

Tauwurm:                         TOP       „Bester Köder, ohne Scheiß, musst Du fischen.“

Spoons:                              ?          „Geh ich nie mit los, kann ich nichts zu sagen.“

Schlauboot                       TOP       „Man erreicht mehr Spots, kann größere Touren machen, ist ein Plus“

Calamaris                         FLOP     „Oft geangelt, nie gefangen, könnt ihr Euch sonst wohin schieben.“

Cricle Hooks                     TOP       „Gerade beim Fischen flussaufwärts eine Bank.“

Elektronische                    TOP       „Gerade, wenn Du gut pennen willst, nimmst Du sie.“

Farbige U-Pose                  ?           „Hokus Pokus Fidibus“

Wallerhandschuh              TOP       „Musst Du haben, sonst sind deine Hände durchgehend entzündet.“

Wathose                           TOP        „Muss aber klein verpackbar sein.“

Rotaugen als Köfi             TOP        „Ist der Fisch, der am meisten in unseren Gewässern vorkommt.“

Köderdips                         FLOP     „Nä, Bullshit!“

Wels Boilies                     ?             „Benutze ich nie, nicht weil ich denke sie sind schlecht, aber für meine Gewässer nicht die richtige Wahl.“

 

Jonas:  Top, das war’s schon. Vielen Dank Philipp für die ganzen Insights. Philipp’s Guidings findet Ihr natürlich auf unserer Plattform Catch A Guide. Nochmals vielen Dank und hoffentlich fangen wir hier gleich auch noch was.

Das Interview findet ihr zusätzlich natürlich auch verfilmt auf unserem Youtube Kanal!